So hat Steierdorf sein Doppel-Jubiläum gefeiert

Foto: Cristian Stoica

Der erste Teil der Feierlichkeiten hatte als Schwerpunkt das 150. Kirchenjubiläum am Dreifaltigkeitssonntag. Etliche Besucher sind schon vor dem 4. Juni angereist, so dass man sich vorher zum Kirchenputz und zur Chorprobe absprechen konnte.
Einige waren in der Pension „Muntii Aninei“ untergebracht, das sich als Hauptquartier und Treffpunkt etablieren sollte. So machte beim Kaffeekränzchen spontan ein Hut die Runde und im Handumdrehen war der Blumenschmuck für die Kirche gesammelt.
Am Sonntag war es dann soweit. Zur Einstimmung ertönen vom Sitz des Deutschen Forums Aufnahmen mit Musikkompositionen Steierdorfer Musikanten gespielt von der „Chiemgauer Salonmusik“ unter der Leitung des verstorbenen Sepp-Karl Kaschak. Natürlich auch unsere beliebte Steierdorfer Hymne „In Stei’dorf is a schmales Gassl“.
Bürgermeister Danu begrüßt in seiner Eröffnungsansprache die Gäste aus nah und fern: den Grazer Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Percevic, als Vertreter der Grazer Bürgermeisterin, den Alpenländischen Kulturverband Graz mit dem Ehrenvorsitzenden Dr. Reinhold Reimann und den neuen Vorstand Dr. Alexander Maicovski, den Kulturverein deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus der Untersteiermark in Slowenien, Ionela von Rees-Zota, die Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums Nürnberg, Erwin Josef Țigla Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen. Ausdrücklich gewürdigt wird die Initiative unseres Heimatvereins – vertreten mit zahlreichen Mitgliedern nebst Vereinsfahne – das erste Siedlerhaus originalgetreu aufzubauen. Dieses Holz-Blockhaus befindet sich nun auf den erweiterten Festplatz vor der Kirche. Hier steht jetzt auch das steinerne Gedenkkreuz der Sichtbarkeit wegen um ein paar Meter nach vorne versetzt – mit der Inschrift „Hier wurde die erste hl. Messe gehalten 1773“ und die Jahreszahl 1847. 
Nach einen ausführlichen historischen Exkurs in der Geschichte Steierdorfs von Cristian-Liviu Mosoroceanu folgt wie immer der Aufmarsch der Kirchweihpaare vom Kirchenplatz zum früheren Marktplatz, wo der Kirchweihbaum aufgestellt wird. Diesmal begleitet von einer großen Zahl Gäste, viele in Tracht (unter anderen auch die zwei sympathischen Steirer aus Leoben, die vor etlichen Jahren bei der Renovierung des Kindergartens dabei waren). Die teilnehmenden Volkstanzgruppen aus dem Banater Bergland aber auch aus der Steiermark führen dort erste traditionelle Tänze auf.
Der Höhepunkt war natürlich der Festgottesdienst: Der mit Gästen verstärkte Chor unter der Leitung von Gabi Plestici und das Posaunenorchester geleitet von Miti Omescu geben die „Deutsche Messe“ von Josef Haydn zum Besten. Der Orawitzarer Pfarrers Augustin Bărbuț hält eine bewegende Predigt, gefolgt von einem historischen Streifzug durch Pfarrer Martin Jäger.
Nach der Weihe einer Jubiläumstafel gestiftet vom Alpenländischen Kulturverband Graz, folgen auf dem Festplatz weitere Volkstänze der aktuellen Kirchweihgruppe, sowie der Kirchweihpaare der Generation 2003 (!) – durchgehend betreut durch Gabi Plestici -, Chorgesang des „Franz Stürmer“-Chors Reschitza sowie ein Promenadenkonzert der Blaskapelle.

Das gemeinsame Mittagessen in der Pension hat Gelegenheit zu interessanten Gesprächen gegeben und das Grazer Bläserquartett hat sich recht bald auf spontane G’stanzl eingelassen. Die ausgelassene Stimmung hat schließlich dazu geführt, dass ein Teil der Gruppe auf die Rückkehr nach Reschitz verzichtet hat und weiter im Garten musizieren wollte.
Die halbe steirische Abordnung hat dann auch beim anschließenden Kirchweiball im Kulturheim bei Musik (Miti Omescu Band) und Tanz, Mici, Savarine, Doboschtorte, Eclair und, und .. bis um die Mitternachtsstunden mitgefeiert.

Der zweite Teil der Feierlichkeiten hat am Samstag den 24. Juni – der eigentliche Tag der Ansiedlung vor 250 Jahren – mit dem Aufmarsch der Freiwilligen Feuerwehr begonnen, begleitet von einer Delegation der Gemeinde Markt Nassenfells, mit der seit längerem eine Städtepartnerschaft besteht.
Am Festplatz vor der katholischen Kirche warteten Gäste aus Politik (unter anderen auch Vertreter des Deutschen Konsulats in Temeswar) sowie aus anderen befreundeten Gemeinden. Die Musikkapelle unter der Leitung von Miti Omescu intoniert die Hymnen der Steiermark, Rumäniens, Deutschlands sowie Italiens (!). Letzteres als Reverenz für das Ehepaar Farina, die sich mit dem gemeinnützigen Verein „Il Giocattolo“ für die Integration benachteiligter Kinder verdient gemacht haben.
Christian Mosoroceanu präsentiert einen Streifzug durch die Geschichte Steierdorfs. Es folgt die offizielle Einweihung des Gedenkkreuzes, das nun vor dem ersten Siedlerhaus steht, durch eine hochrangige Abordnung der orthodoxen Kirche.
Anschließend öffnet die Schule ihre Pforten mit einer Ausstellung gelungener Aufnahmen einiger Sehenswürdigkeiten aus der Region (Fotos von Nicu Susara) sowie einer Sammlung historischer Bilder. Mit dabei auch die prämierten Bilder, die die Schüler zum Wettbewerb beigetragen haben (siehe Bild).
Auf der Seitenwand im Treppenhaus prangert großformatig das offizielle Logo gezeichnet von Lehrerin Andreea Fechită und gesponsert durch ein Vereinsmitglied.
Die Feierlichkeiten werden im Festsaal fortgesetzt mit der offiziellen Begrüßung sämtlicher Gäste, unter anderen Dipl. Ing. Manfred Helmert, Ideengeber des zukünftigen Bergbaumuseums.
Ein buntes musikalisches Programm (rumänische Folklore und deutsche Volkstänze, Chor, Klassik und Blasmusik) lockert die Stimmung bevor die Gäste zum festlichen Gottesdienst in der rumänisch-orthodoxen Kirche in Anina aufbrechen. Hier lobt der Karansebescher Bischof Lucian das Banat als ein Modell des gegenseitigen Verständnisses und Toleranz für ganz Europa.

So hat also Steierdorf sein doppeltes Jubiläum gefeiert, verteilt auf zwei Termine, durchaus gut organisiert von Dani Vlad, Vorsitzender des Deutschen Forums Steierdorf-Anina und Cristian Mosoroceanu, der als Administrator der Gemeinde auch der Freiwilligen Feuerwehr vorsteht. Beide haben dafür den diesjährigen Ehrenpreis unseres Heimatvereins erhalten (s. Foto).
In den drei Wochen dazwischen gab es Gelegenheit für weitere interessante Begegnungen. So zum Beispiel mit den Schülern und dem engagierten Lehrkörper unserer Schule in Steierdorf.Trotz der landesweiten Streiks der Lehrkräfte gab es für den ausgerufenen Schülerwettbewerb zur Geschichte Steierdorfs durchaus ansehnliche Beiträge. Diese wurden zum Abschluss des Schuljahres mit von der Stiftung Steierdorf-Anina bereitgestellten Preise honoriert.
Dem Altersheim Anina wurde eine dedizierte Spende, aufgestockt durch unseren Heimverein übergeben.
Beim Besuch des Festgottesdienstes zur Kirchweihe in Anina zeigte sich, dass die dortige Kirche in relativ guter Verfassung ist. Somit bleibt die römisch-katholische Kirche in Steierdorfer das eigentliche Sorgenkind.Pfarrer Jäger hat mir nach dem Gottesdienst mitgeteilt, dass er ab September versetzt wird und die Renovierung dem Nachfolger überlassen will. Wir suchen ohnehin weiter nach geeigneten Heimwerker um die Dachrinne zu reparieren und den Mauerputz und Turm zu erneuern. Bei dieser Gelegenheit müssen wir unseren fleißigen Kirchenkümmerer Sirbu Bela dankbar sein, dass er bisher die kleineren Reparaturen sowie die Instandhaltung der Turmuhr so gewissenhaft übernommen hat.

Florin Lataretu

Preisrätsel

Zum lösen dieses Preisrätsels müssen zunächst sechs Fragen beantwortet werden. In der nächsten Ausgabe folgen weitere sechs Fragen.

Hier die Anleitung:
Trage die Antwort zu den Fragen 1-12 in die jeweiligen gelben Felder ein.
Übernehme die Buchstaben, die unten durch rote Zahlen gekennzeichnet sind und trage diese in die  grünen Felder der Lösung an der Stelle, die durch die gleiche Zahl gekennzeichnet ist, ein.  Siehe Beispiel: „S“
Umlaute werden durch zwei Buchstaben beschrieben (Beispiel: ä = ae)

Vorbereitungen auf die kommenden Jubiläen

Nächstes Jahr beschert uns bekannterweise zwei runde Jubiläen: 250 Jahre seit der Gründung Steierdorfs und 150 Jahre seit der Weihe der neuen, steinernen Kirche, die die alte Holzkirche ersetzt hat.
Beide Ereignisse sollen am 4. Juni, zur Kirchweih, eine Woche nach Pfingsten, gebührlich gefeiert werden. Erste Vorbereitungen sind schon angelaufen.
Seine Eminenz Josef Pall, Bischof von Temeswar, kann leider nicht teilnehmen, will uns aber mit seinen bischöflichen Segen begleiten.

Möglicherweise wird er sich für den Festgottesdienst vertreten lassen. Deshalb wollen auch wir zum Gelingen dieser Feier beitragen. Nach Absprache mit Dani Vlad wird als musikalische Begleitung die „Deutsche Messe“ von Michael Haydn vorgeschlagen.
Die Noten dazu liegen hier vor, in einer handgeschriebenen Version von unserer gewesenen Kantorin Margit Wetternek.

Alternativer Link unter https://www.cpdl.org/wiki/images/d/de/MichaelHaydn_Deutsche_Messe_SATB.pdf

Die Weise „Hier liegt vor deiner Majestät …“ ist ja vielen von uns bekannt.
Unsere Stimmen wären eine willkommene Unterstützung des Kirchenchors, vorausgesetzt ein wenig vorheriger Einübung und natürlich nach einer gemeinsamen Probe am Vorabend. Die Interessenten bitte bei mir melden.

Die musikalische Begleitung des Festgottesdienstes könnte ein kritischer Punkt werden, da wir in Steierdorf keine Kantorin mehr haben. Als Ausweg kam der Vorschlag (Danke Anni!) bei Miti Omescu anzufragen.
Und tatsächlich, er hat die Deutsche Messe für Posaunenchor transponiert und wird es gerne vorführen!
Zusätzlich wird auch das Dreifaltigkeitslied gesungen werden.

Die ADZ macht auf ein weiteres Jubiläum aufmerksam.
Der vor 100 Jahren gegründete Banater Deutsche Sängerbund hatte 1923 sein zweites Bundestreffen in Steierdorf!

[08.04.23]
Das doppelte 150/250 Jubiläum wird wohl ausgiebig auch zweimal hintereinander gefeiert. Das Deutsche Demokratische Forum Steierdorf hatte traditionell den 4. Juni als Kirchweihjubiläum bestimmt.
Zusätzlich haben wir vom Bürgermeisteramt Anina auch die Einladung für den 24. Juni erhalten, das eigentliche Datum der Ankunft der ersten Siedler.

Hintergrund ist eine gewisse Entzerrung, weil insgesamt sechs-sieben befreundete Gemeinden, Partnerstädte und Feuerwehren aus Deutschland, Österreich/Steiermark, und Serbien eingeladen sind. All die Gäste müssen betreut und untergebracht werden.

Über weitere Vorbereitungsschritte werden wir natürlich hier informieren.

Zwei Buchneuerscheinungen für die interessierten „Steierer“

Cristian Mosoroceanu hat mich beim letzten Besuch in Steierdorf mit zwei Buchneuerscheinungen, die unseren Heimatort betreffen, reichlich beschenkt. Hier eine kurze Präsentation:
Steierdorf-Anina. Pompieri Voluntari – 140 ani de activitate (ISBN 978-978-696-471-8)
Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr zum 140. Jubiläum ist bei TIM Resita in rumänischer Sprache erschienen. Der Autor, Cristian-Liviu Mosoroceanu, hat es sich nicht nehmen lassen, wenigstens den Wahlspruch „Allzeit hilfsbereit. Gott mit uns!“ auf der ersten Seite im Original zu bringen.
Im ersten Teil werden die lokalen Gegebenheiten festgehalten: geographisches Umfeld, Wasser- und Transportwege. Weit interessanter die typischen Besonderheiten: Behausung, Heizmethoden. Dazu wird insbesondere die früher beliebte „Sag’spän‘ Batterie“ und die wichtige Rolle des – neuerdings wieder aktiven (!) – Rauchfangkehrers (Schornsteinfegers) erwähnt. Anschließend wird die vereinsinterne Chronik ausführlich behandelt: Fahnenweihe, Auszeichnungen, Mitgliederverzeichnis, Partnerschaften, Bälle. Der früher allseits beliebte Feuerwerker Ball findet ja wieder regelmäßig statt und sorgt im „Klub“ für einen vollen Saal!
Beeindruckend die Beschreibung der ersten verheerenden Brände 1880 sowie die Ankunft der ersten Siedler 1773 (Seiten 31-34).
Die Fülle an Daten, Namenslisten wird ergänzt durch etwa 20 Seiten mit historischen Bildern.

Cercetari arheologice in pesteri din bazinul Anina-Steierdorf, Sorin-Marius Petrescu, Editura Mega, Cluj-Napoca ist eine bilingve (rumänisch/englisch), wissenschaftliche Abhandlung über die archäologischen Ausgrabungen in den Höhlen um Steierdorf-Anina herum.
Ausgangspunkt ist natürlich die sensationelle Entdeckung der ältesten Homo Sapiens Europas in der Plopa Höhle (in der Fachliteratur bekannt als „Pestera cu Oase“). Die häufig als „Ion si Maria“ (später nach weiteren genetischen Untersuchungen als „Ion si Vasile“) bezeichneten Knochenfunde wurden auf ca. 35.000 Jahre datiert. Die DNA-Analyse wurde von der Max-Planck-Gesellschaft durchgeführt. Mehrere Universitäten weltweit (Cluj-Napoca, Köln, Lissabon, Kiew) waren mit den Ausgrabungen beschäftigt. Zur Datierung haben die Universitäten Wien, Bergen, Oxford, Bristol beigetragen. Darüber hinaus werden weitere interessante Funde in den zahlreichen Höhlen unserer Gegend entdeckt. Insbesondere Spuren der späteren europäischen Hochkulturen Starcevo-Cris (Neolithikum, 5500 v. Chr.) und Cotofeni (Bronze) rücken in den Fokus.
Kopien der Artefakte sind momentan im lokalen Museum in Anina in einer sehr gelungenen Installation (siehe Bild) ausgestellt.

Interessierte Leser mögen sich an die Redaktion wenden um eventuell den Büchertisch beim nächsten Heimattreffen zu bestücken, oder sie können sich auch direkt an Cristian Mosoroceanu wenden.

Bilderausstellung zum Banater Bergland in Nürnberg

Nicu Susara, unermüdlich unterwegs in den Wäldern des Banater Bergland, stellt im rumänisch-deutschen Kulturzentrum „Dumitru Prunariu“ Nürnberg (Petersauracher Straße Nr. 47) eine kleine Auswahl seiner Bilder aus.
Die Vernissage am 14. Oktober war gut besucht. Dazu wurde auch touristisches Info Material verteilt.
Die Bilder würden sich auch für eine Wanderausstellung anbieten, falls jemand geeignete Räume (Sparkasse, Bücherei, …) kennt.