Faschingshochburg Celnic – „Tschelnik, Oheeei!“

Gerhard Chwoika berichtet in einer spannenden Tonreportage für Radio Resita über die Faschingsvorbereitungen in Celnic, der erste Ortsteil von Anina bei der Zufahrt von Reschitz.
Seine Interviewpartnerin Sonia Kugler ist seit 20 Jahren die treibende Kraft des alten inzwischen wiederaufgenommen Brauchs. Sie entwirft und näht jedes Jahr neu einen großen Teil der Masken und Kostüme mit möglichst aktuellem Bezug, koordiniert unter den Teilnehmern das Backen der dazugehörigen Faschingskrapfen und vieles mehr.

Unter anderem auch die Betreuung des Vereinsmuseums „Dirndl und Lederhose“, wo historische, selbstgebastelte Masken („Larfen“) und Kostüme ausgestellt sind. Die Ausstattung stammt zum Teil aus dem Vermächtnis der „Taubner Friedaneni“ sowie von ihrer Tante, Stefanie Hammer (bekannt vom Reschitzaer Staatstheater).

Offensichtlich waren die Vorbereitungen auch dieses Jahr erfolgreich, so dass an diesem 4. Februar alles wunderbar geklappt hat, wie es dem Bericht von Erwin Josef Țigla in der ADZ zu entnehmen ist: Der Faschingszug zog durch die Tschelniker Gassen, begleitet von den Schlachtruf „Tschelnik, Oheeei!“ und der Blasmusikkapelle unter Miti Omescu. Angeblich gab es auch echtes Gulasch im Kessel und Faschingskrapfen sowieso.
Bilder und Tonreportage hier
Dazugehörige Videoaufnahmen und weitere Details zum Brauch dort

Weihnachtliche Klänge 2023

Ein Chor der rumänischen Grenzpolizisten singt am Bahnhof Anina eine „Colinda“ und wirbt für die Erhaltung unserer Banater Semeringbahn.

Die „Luz Amoi“ (war statt „Hör zu“ früher auch bei uns üblich), zur Zeit auf Tournee in Bayern, arrangieren sehr originell bekannte Weihnachtslieder.
Ihr vorheriges Weihnachtskonzert 2020 findet man hier

So hat Steierdorf sein Doppel-Jubiläum gefeiert

Foto: Cristian Stoica

Der erste Teil der Feierlichkeiten hatte als Schwerpunkt das 150. Kirchenjubiläum am Dreifaltigkeitssonntag. Etliche Besucher sind schon vor dem 4. Juni angereist, so dass man sich vorher zum Kirchenputz und zur Chorprobe absprechen konnte.
Einige waren in der Pension „Muntii Aninei“ untergebracht, das sich als Hauptquartier und Treffpunkt etablieren sollte. So machte beim Kaffeekränzchen spontan ein Hut die Runde und im Handumdrehen war der Blumenschmuck für die Kirche gesammelt.
Am Sonntag war es dann soweit. Zur Einstimmung ertönen vom Sitz des Deutschen Forums Aufnahmen mit Musikkompositionen Steierdorfer Musikanten gespielt von der „Chiemgauer Salonmusik“ unter der Leitung des verstorbenen Sepp-Karl Kaschak. Natürlich auch unsere beliebte Steierdorfer Hymne „In Stei’dorf is a schmales Gassl“.
Bürgermeister Danu begrüßt in seiner Eröffnungsansprache die Gäste aus nah und fern: den Grazer Gemeinderat Dr. Peter Piffl-Percevic, als Vertreter der Grazer Bürgermeisterin, den Alpenländischen Kulturverband Graz mit dem Ehrenvorsitzenden Dr. Reinhold Reimann und den neuen Vorstand Dr. Alexander Maicovski, den Kulturverein deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus der Untersteiermark in Slowenien, Ionela von Rees-Zota, die Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Kulturzentrums Nürnberg, Erwin Josef Țigla Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen. Ausdrücklich gewürdigt wird die Initiative unseres Heimatvereins – vertreten mit zahlreichen Mitgliedern nebst Vereinsfahne – das erste Siedlerhaus originalgetreu aufzubauen. Dieses Holz-Blockhaus befindet sich nun auf den erweiterten Festplatz vor der Kirche. Hier steht jetzt auch das steinerne Gedenkkreuz der Sichtbarkeit wegen um ein paar Meter nach vorne versetzt – mit der Inschrift „Hier wurde die erste hl. Messe gehalten 1773“ und die Jahreszahl 1847. 
Nach einen ausführlichen historischen Exkurs in der Geschichte Steierdorfs von Cristian-Liviu Mosoroceanu folgt wie immer der Aufmarsch der Kirchweihpaare vom Kirchenplatz zum früheren Marktplatz, wo der Kirchweihbaum aufgestellt wird. Diesmal begleitet von einer großen Zahl Gäste, viele in Tracht (unter anderen auch die zwei sympathischen Steirer aus Leoben, die vor etlichen Jahren bei der Renovierung des Kindergartens dabei waren). Die teilnehmenden Volkstanzgruppen aus dem Banater Bergland aber auch aus der Steiermark führen dort erste traditionelle Tänze auf.
Der Höhepunkt war natürlich der Festgottesdienst: Der mit Gästen verstärkte Chor unter der Leitung von Gabi Plestici und das Posaunenorchester geleitet von Miti Omescu geben die „Deutsche Messe“ von Josef Haydn zum Besten. Der Orawitzarer Pfarrers Augustin Bărbuț hält eine bewegende Predigt, gefolgt von einem historischen Streifzug durch Pfarrer Martin Jäger.
Nach der Weihe einer Jubiläumstafel gestiftet vom Alpenländischen Kulturverband Graz, folgen auf dem Festplatz weitere Volkstänze der aktuellen Kirchweihgruppe, sowie der Kirchweihpaare der Generation 2003 (!) – durchgehend betreut durch Gabi Plestici -, Chorgesang des „Franz Stürmer“-Chors Reschitza sowie ein Promenadenkonzert der Blaskapelle.

Das gemeinsame Mittagessen in der Pension hat Gelegenheit zu interessanten Gesprächen gegeben und das Grazer Bläserquartett hat sich recht bald auf spontane G’stanzl eingelassen. Die ausgelassene Stimmung hat schließlich dazu geführt, dass ein Teil der Gruppe auf die Rückkehr nach Reschitz verzichtet hat und weiter im Garten musizieren wollte.
Die halbe steirische Abordnung hat dann auch beim anschließenden Kirchweiball im Kulturheim bei Musik (Miti Omescu Band) und Tanz, Mici, Savarine, Doboschtorte, Eclair und, und .. bis um die Mitternachtsstunden mitgefeiert.

Der zweite Teil der Feierlichkeiten hat am Samstag den 24. Juni – der eigentliche Tag der Ansiedlung vor 250 Jahren – mit dem Aufmarsch der Freiwilligen Feuerwehr begonnen, begleitet von einer Delegation der Gemeinde Markt Nassenfells, mit der seit längerem eine Städtepartnerschaft besteht.
Am Festplatz vor der katholischen Kirche warteten Gäste aus Politik (unter anderen auch Vertreter des Deutschen Konsulats in Temeswar) sowie aus anderen befreundeten Gemeinden. Die Musikkapelle unter der Leitung von Miti Omescu intoniert die Hymnen der Steiermark, Rumäniens, Deutschlands sowie Italiens (!). Letzteres als Reverenz für das Ehepaar Farina, die sich mit dem gemeinnützigen Verein „Il Giocattolo“ für die Integration benachteiligter Kinder verdient gemacht haben.
Christian Mosoroceanu präsentiert einen Streifzug durch die Geschichte Steierdorfs. Es folgt die offizielle Einweihung des Gedenkkreuzes, das nun vor dem ersten Siedlerhaus steht, durch eine hochrangige Abordnung der orthodoxen Kirche.
Anschließend öffnet die Schule ihre Pforten mit einer Ausstellung gelungener Aufnahmen einiger Sehenswürdigkeiten aus der Region (Fotos von Nicu Susara) sowie einer Sammlung historischer Bilder. Mit dabei auch die prämierten Bilder, die die Schüler zum Wettbewerb beigetragen haben (siehe Bild).
Auf der Seitenwand im Treppenhaus prangert großformatig das offizielle Logo gezeichnet von Lehrerin Andreea Fechită und gesponsert durch ein Vereinsmitglied.
Die Feierlichkeiten werden im Festsaal fortgesetzt mit der offiziellen Begrüßung sämtlicher Gäste, unter anderen Dipl. Ing. Manfred Helmert, Ideengeber des zukünftigen Bergbaumuseums.
Ein buntes musikalisches Programm (rumänische Folklore und deutsche Volkstänze, Chor, Klassik und Blasmusik) lockert die Stimmung bevor die Gäste zum festlichen Gottesdienst in der rumänisch-orthodoxen Kirche in Anina aufbrechen. Hier lobt der Karansebescher Bischof Lucian das Banat als ein Modell des gegenseitigen Verständnisses und Toleranz für ganz Europa.

So hat also Steierdorf sein doppeltes Jubiläum gefeiert, verteilt auf zwei Termine, durchaus gut organisiert von Dani Vlad, Vorsitzender des Deutschen Forums Steierdorf-Anina und Cristian Mosoroceanu, der als Administrator der Gemeinde auch der Freiwilligen Feuerwehr vorsteht. Beide haben dafür den diesjährigen Ehrenpreis unseres Heimatvereins erhalten (s. Foto).
In den drei Wochen dazwischen gab es Gelegenheit für weitere interessante Begegnungen. So zum Beispiel mit den Schülern und dem engagierten Lehrkörper unserer Schule in Steierdorf.Trotz der landesweiten Streiks der Lehrkräfte gab es für den ausgerufenen Schülerwettbewerb zur Geschichte Steierdorfs durchaus ansehnliche Beiträge. Diese wurden zum Abschluss des Schuljahres mit von der Stiftung Steierdorf-Anina bereitgestellten Preise honoriert.
Dem Altersheim Anina wurde eine dedizierte Spende, aufgestockt durch unseren Heimverein übergeben.
Beim Besuch des Festgottesdienstes zur Kirchweihe in Anina zeigte sich, dass die dortige Kirche in relativ guter Verfassung ist. Somit bleibt die römisch-katholische Kirche in Steierdorfer das eigentliche Sorgenkind.Pfarrer Jäger hat mir nach dem Gottesdienst mitgeteilt, dass er ab September versetzt wird und die Renovierung dem Nachfolger überlassen will. Wir suchen ohnehin weiter nach geeigneten Heimwerker um die Dachrinne zu reparieren und den Mauerputz und Turm zu erneuern. Bei dieser Gelegenheit müssen wir unseren fleißigen Kirchenkümmerer Sirbu Bela dankbar sein, dass er bisher die kleineren Reparaturen sowie die Instandhaltung der Turmuhr so gewissenhaft übernommen hat.

Florin Lataretu

16. Blasmusikfestival in Steierdorf

Das mittlerweile etablierte Blasmusikfestival hat heuer nach zweijähriger Unterbrechung zum 16. Mal wieder stattgefunden.
Am Sitz des DFBB-Ortsforums sind aufgetreten die Fanfaren aus Temeswar, Goruia, Mercina und Banatsko Novo Selo (Serbien), die Volkstanzgruppen aus Steierdorf und Reschitz und natürlich die Bergwerkskapelle aus Steierdorf–Anina, dirigiert von Dimitrie Omescu. Radio Resita hat dazu mit Bild- un Tonaufnahmen ausführlich berichtet.

„Auf Karl Hedbawnys Wanderpfaden“

Ein Beitrag von Helga Korodi, mit freundlicher Genehmigung seiner Tochter Brigitte Sandager, geb. Hedbawny

Textauszüge aus: „Ohne Abschied, aber mit Korrespondenzen“ von Helga Korodi, erschienen in der Martin-Opitz-Bibliothek

Karl Hedbawny: Sommerfrische Villa Dora in Steierdorf, Foto: David Morrison, Juli 2021

Karl Hedbawnys Wanderwege führten ihn über Kontinente, von Sibirien – während der Kriegsgefangenschaft zur Zeit des Ersten Weltkriegs – bis nach Saalfeld in Thüringen – auf der Flucht am Ende des Zweiten Weltkrieges. Der gebürtige Orawitzaer hat einige Stationen in einprägsamen Zeichnungen festgehalten. Unter anderen sind mehrere Ansichten von Steierdorf dabei: Forsthaus „Lup“, Predet, Buhui, Villa Dora und auch ein eher untypisches Haus Vielleicht erinnert sich jemand daran?
Es wäre auch interessant zu erfahren aus welcher Perspektive die Villa Dora gezeichnet wurde. Kommentare sind willkommen!

Karl Hedbawny: Ansicht aus Steierdorf. Foto Helga Korodi, 2018